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Presseartikel

 
Donnerstag, 29. Nov 2018

Interview mit Maria Kaiser-Eberle

Maria Kaiser-Eberle, sie sind seit 2003 im Gemeinderat von Ruggell und seit 2015 Gemeindevorsteherin. Ruggell ist seit 2008 beim Programm Energiestadt dabei und besitzt als eine der ersten Gemeinden Liechtensteins mittlerweile das Label Energiestadt Gold mit knapp 80 % der erreichbaren Punkte. In den letzten 10 Jahren als Energiestadt hat die Gemeinde in den Bereichen Energie und Umwelt Dutzende von Massnahmen durchgeführt.

Auf welche der umgesetzten Massnahmen in der Gemeinde Ruggell sind Sie besonders stolz?

Einige Massnahmen konnten bereits umgesetzt werden, wie unter anderem der ausschliessliche Bezug von Biogas und Ökostrom für die Gemeindeliegenschaften, Richtlinien und Standards für öffentliche Bauten sowie konkrete Beschaffungsrichtlinien innerhalb der gesamten Verwaltung. Dank dem Förderprogramm für die Einwohner der Gemeinde wird der Einsatz von erneuerbarer Energie vorangetrieben. Mit dem Projekt «Neubau Kindergarten und Erweiterung Primarschule» konnten wir mit gutem Beispiel vorangehen und im Minergie-P Standard bauen. Seit Ende August steht vor dem Rathaus den Einwohnerinnen und Einwohnern aus Ruggell und Umgebung ein Elektroauto für ein gemeinsames Car-Sharing zur Verfügung. Die Gemeinde unterstützt dieses Angebot mit attraktiven Mietpreisen und ist überzeugt, damit den heutigen Mobilitätsvorstellungen entgegenzukommen. Die Anmeldung ist einfach über www.sponti-car.ch vorzunehmen oder direkt beim Empfang im Rathaus. Zusätzlich wurden zwei Elektrotankstellen vor dem Rathaus gebaut, welche ebenso öffentlich genutzt werden können.

Was bringt Energiestadt Ihrer Bevölkerung und Gemeinde?

Mit dem Label Energiestadt möchte die Gemeinde die Bevölkerung für verschiedene Energie-, Umwelt- und Bauthemen sensibilisieren. Die Gemeinde kommuniziert regelmässig über Energiethemen, organisiert Informationsveranstaltungen und lanciert Projekte zu Umweltthemen. Beim letzten Umwelt- und Energietag Mitte September präsentierte die Gemeinde beispielsweise gemeinsam mit verschiedenen Unternehmen Neuheiten und Trends im nachhaltigen Mobilitäts- und Energiebaubereich. Zahlreiche Besucher nutzten die Gelegenheit, sich informieren zu lassen. Ein umwelt- und energiebewusster Umgang mit unserer Natur sowie ein vernünftiger Verbrauch unserer Ressourcen sind wir unseren nächsten Generationen einfach schuldig. So sehe ich es als Aufgabe der Gemeinde, sich entsprechend dafür zu engagieren.

Das Energiestadtlabel ist seit Jahren landesweit verbreitet und alle Gemeinden machen mit. Macht dies die Zusammenarbeit untereinander einfacher, weil alle auf dasselbe Ziel hinarbeiten?

Die jährlichen Treffen der Gemeindeverantwortlichen dienen dazu, sich über verschiedene Themen und Ideen auszutauschen. Wir prüfen, was wir allenfalls auf unseren Weg mitnehmen können. Falls eine Idee für unsere Gemeinde übernommen werden kann, bedeutet dies natürlich Vorteile in der Umsetzung. Dies beruht natürlich auf Gegenseitigkeit.

Wo sehen Sie die grosse Herausforderung in Ihrer Gemeinde in Zukunft im Bereich Energie und Umwelt?

Die Mobilität ist eines der grossen Themen in Ruggell. Mit dem Projekt Pendlermobilität PEMO sind wir noch daran, weitere Massnahmen aufzugleisen. Die Zunahme des Verkehrs ist eine grosse Herausforderung, insbesondere in Ruggell zum Industriering. Der Industriezubringer als Kreisel wird in den kommenden Jahren sicher realisiert, dies genügt jedoch nicht. Es braucht Ideen, wie Pendler besser und zügig ihren Arbeitsplatz ohne Auto erreichen können. Wir streben nach einer Busverbindung von der S-Bahn-Station Salez über unseren Industriering nach Feldkirch Bahnhof und zurück. Dieses Ziel wird nicht leicht und eher nicht kurzfristig umzusetzen sein, so sind wir auf weitere Ideen angewiesen wie zum Beispiel eine App, welche gemeinsam mit den Unternehmen für Mitfahrgelegenheiten für Arbeitnehmer angeboten wird. Bei den Bau- und Sanierungstätigkeiten ist uns wichtig, dass immer mehr erneuerbare Energien eingesetzt werden und folglich eine Reduktion der CO2-Werte erzielt werden kann. Die 2000-Watt-Gesellschaft ist unser langfristiger Vorsatz, welcher je ein energiepolitisches und ein klimapolitisches Ziel beinhaltet: 2000 Watt Primärenergieverbrauch pro Person und max. eine Tonne CO2-Emission pro Person und Jahr. Jeder Beitrag auf diesem Weg ist auch ein Beitrag für unsere Umwelt- und Lebensqualität.