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Presseartikel

 
Donnerstag, 01. Aug 1996

Anstatt Rheinkraftwerk jetzt Kanalkraftwerk in Ruggell?

Die Liechtensteinischen Kraftwerke bringen das Projekt «Kraftwerk Binnenkanalauslauf Ruggell» wieder auf den Tisch

(HEM) - Die Liechtensteinischen Kraftwerke LKW haben unter anderem den Auftrag, die Stromversorgung Liechtensteins, soweit möglich, mit eigenem Strom zu versorgen. Da das Rheinkraftwerk «bachab» ging, muss sich die LKW nach alternativen Stromquellen umsehen. Weil das Rheinkraftwerk nicht realisiert wird, so vermutet die Gesellschaft für Umweltschutz LGU, konzentrieren sich die LKW auf das Kanalkraftwerk beim Kanalausfluss in den Rhein.

Die Liechtensteinische Gesellschaft für Umweltschutz vermutet richtig, denn nach der Ablehnung der Rheinkraftwerke haben die LKW das Auge wiederum auf das Kanalkraftwerk geworfen. Dies geht aus einem Schreiben der LKW vom November letzten Jahres an die Liechtensteinische Regierung klar hervor. Weiters wird erwähnt, dass nach der Ablehnung der Rheinkraftwerke die LKW vor einer neuen Situation stehen und sich deshalb veranlasst sehen, das Binnenkanal-Kraftwerk in Ruggell wieder aufzugreifen und neu zu verfolgen.

Biotop-Aufwertung beim Binnenkanal

Aus diesem Schreiben geht angeblich weiter hervor, dass sich die Fischpassanlage bisher nicht bewährt hat. Das Ingenieurunternehmen «Sprenger & Steiner», die vor 15 Jahren eine Studie über das Kanalkraftwerk erstellten, weisen diesen Vorwurf aus heutiger Sicht zurück. Die Projektziele der Ausbauten 1980 und 1984 wurden sicherlich erreicht und durch die Erträge beim Laichfischfang jeweils bestätigt. Durch die seit 1981 zahlreich durchgeführten Renaturierungsmassnahmen hat der Binnenkanal in Ruggell eine allseits anerkannte Biotop-Aufwertung erfahren.

In der Studie «Über die Möglichkeit der Stromerzeugung beim Auslauf des Binnenkanals in den Rhein» wurden Varianten mit verschiedenen Stauzielen sowie zusätzlichen Wasserzuführungen aus dem Rhein untersucht. Auf allfällige negative Konsequenzen wurde hingewiesen, einige wichtige Punkte:

• Ungelöst bleibt das Problem der Kolmatierung der Binnenkanalsohle

• die Beinträchtigung des heutigen Abflussregimes des Binnenkanals wäre kaum zu verantworten

• der Kanal ist das zentrale Gewässer Liechtensteins. Durch das Kraftwerk wird die teilweise erreichte Vernetzung mit dem Rhein wieder rückgängig gemacht

• der Fortbestand der Seeforelle in unseren Gewässern wäre gefährdet

• Wasserzuleitungen aus dem Rhein in Bendern über 3 bis 5 m3/Sek., die die Esche usw. beinflussen (Rückstauprobleme), sind nicht zu verantworten

• eine Stromerzeugung beim Kanalauslauf wäre zur Zeit wenig sinnvoll, die Erzeugung wäre sehr unwirtschaftlich.

Die Quintessenz des Ingenieurunternehmens «Sprenger & Steiner»: «Es ist sehr bedauerlich, dass sich mit der Energiegewinnung beim Auslauf des Binnenkanals in den Rhein viele Probleme ergeben, die zudem das aquatische Leben unseres rheintalseitigen Gewässernetzes wesentlich beinflussen.»

LGU: Verhältnismässigkeit nicht gegeben

Die Liechtensteinische Gesellschaft für Umweltschutz ist mit dem Projekt nicht einverstanden, die Verhältnismässigkeit ist nicht gegeben, so Regula Imhof, Geschäftsführerin LGU. Weiters meint sie: «Was bedeutet die Natur und wieviel Strom lässt sich im Vergleich zum Kanalkraftwerk gewinnen?» Widersinnig scheint der LGU, dass die Rheinsohle wegen dem Grundwasser, beziehungsweise Trinkwasser angehoben werden soll und gleichzeitig spekuliert dieses Projekt auf die Differenz von Rheinspiegelhöhe zu Kanalspiegelhöhe.

Die einzige Möglichkeit, die der LGU im Moment offensteht, sind dem Projekt weiterhin Beachtung zu schenken und ihre Meinung vorläufig in der Energiekommission zu vertreten.