Montag, 05. Sep 2022
«Freudentag für Ruggell»: Haas installiert Walser als neuen Pfarrer
Kirche Erzbischof Wolfgang Haas hat am Sonntag Generalvikar Markus Walser als neuen Pfarrer von Ruggell installiert. Laut Gemeinde wurde dies ausgiebig gefeiert. Kritiker halten die Installation Walsers in mehrerlei Hinsicht für problematisch.
Bereits per 1. August hat Generalvikar Markus Walser die Pfarrei St. Fridolin in Ruggell übernommen. Die offizielle Pfarrerinstallation durch Erzbischof Wolfgang Haas erfolgte nun am Sonntag, wie die Gemeinde Ruggell mitteilte. Der Theologe Günther Boss wertet diesen Personalentscheid als klares Signal, dass im kommenden Jahr mit einem grösseren Wechsel im Erzbistum Vaduz zu rechnen ist. Erzbischof Wolfgang Haas muss dem Papst 2023, also mit dem Erreichen seines 75. Lebensjahres, nämlich seinen Amtsverzicht anbieten. Der Papst könnte zwar eine Verlängerung in Betracht ziehen. Dies sieht Boss mit der Installation von Markus Walser als Pfarrer von Ruggell aber als sehr unrealistisch an, wie er bereits im März gegenüber dem «Volksblatt» kundtat.
Offensichtlich befasse man sich mittlerweile nämlich mit der beruflichen und persönlichen Zukunft der derzeitigen Amtsinhaber. Die Ernennung des Generalvikars ist schliesslich eine persönliche Entscheidung des entsprechenden Bischofs. «Wenn ein neuer Bischof ernannt wird, gibt es für Walser keine Verwendung mehr im Ordinariat. Und vielleicht befürchtet er, dass er unter einem neuen Bischof auch keine Stelle in einer liechtensteinischen Pfarrei mehr erhält. Also setzt er mit der Pfarrei in Ruggell aufs sichere Pferd», sagte Boss im April gegenüber kath.ch.
Theologe Boss kritisiert Doppelfunktion und Befangenheit
Der Theologe kritisierte aber bereits im Vorfeld, dass Walser die Vollzeit-Pfarrerstelle und den Posten des Generalvikars im Erzbistum Vaduz nun mindestens ein Jahr lang in Personalunion besetzt. «Er erhält von der Gemeinde einen sehr guten Lohn. Die politische Gemeinde Ruggell finanziert sozusagen dann den Generalvikar des Erzbistums.»
Doch noch ein anderer Umstand stösst Boss sauer auf. Ruggell ist bekanntermassen eine gebeutelte Pfarrgemeinde: Hier war ein deutscher Priester tätig, der 2020 wegen des Konsums von Kinderpornos verurteilt wurde. Allerdings hat der Priester Berufung gegen das Urteil eingelegt – das Verfahren ist nach wie vor hängig. Der Priester lebt inzwischen wieder in Deutschland, ist aber noch im Erzbistum Vaduz inkardiniert. Welche kirchenrechtlichen Massnahmen gegen den Priester erlassen wurden, ist unklar.
Laut Boss ist Markus Walser als Generalvikar doppelt in diesen Fall involviert: Zum einen als anstellende kirchliche Behörde des deutschen Pfarrers, zum anderen als Anlaufstelle des Erzbistums für diesen Fall.
Vorsteherin Kaiser-Eberle: Walser bringt «Ruhe und Stabilität»
Im politischen Ruggell sieht man das offensichtlich anders: «Markus Walser brachte als Pfarradministrator in den letzten zwei Jahren wieder Ruhe und Stabilität in unsere Pfarrei, welche diese nach turbulenten Zeiten auch dringend benötigte», sagte Gemeindevorsteherin Maria Kaiser-Eberle gemäss Mitteilung anlässlich der Installation Walsers. Über 240 Kirchenbesucher, Vereine und Vertreter der Politik hätten an dem Gottesdienst teilgenommen und den neuen Pfarrer anschliessend gemeinsam mit einem Mittagessen im Ruggeller Gemeindesaal gefeiert. «Die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung sorgten gemeinsam mit den Köchen Josef und Patrick Mali für das Wohl der Gäste. Diese genossen neben dem Essen ein vielseitiges Rahmenprogramm mit den Musikverein, den Chören, Pfadfindern sowie durch den Pfarrer selbst, der mit vielen Bildern und auf eine sehr sympathische Weise einen persönlichen Einblick in seinen bisherigen Lebenslauf gab», schreibt die Gemeinde. Die Ministranten gehörten laut Mitteilung zu den ersten Gratulanten. Erzbischof Wolfgang Haas habe den Gottesdienst zur liturgischen Amtseinführung zuvor mit folgenden Worten eröffnet: «Es ist ein Freudentag für uns alle. Ein Freudentag für die Pfarrei St. Fridolin. Ein Freudentag für die Gemeinde Ruggell.»