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Presseartikel

 
Mittwoch, 31. Okt 2018

Ist Ruggell fit für die Zukunft?

Herausforderung Am neunten Ruggeller Unternehmer-Apéro referierte Peter Beck, Projektleiter bei der Stiftung Zukunft.li, zum Thema «Fokus Arbeitsmarkt – Fit für die Zukunft?».


«Der Zupendleranteil beträgt im Fürstentum Liechtenstein 54 Prozent, Ende 2017 wurden zum ersten Mal mehr Arbeitsplätze als Einwohner registriert», betonte Peter Beck in seinem Referat am Montagabend im Gemeindesaal in Ruggell anlässlich des neunten Ruggeller Unternehmer-Apéros zum Thema «Fokus Arbeitsmarkt – Fit für die Zukunft?». Während im ersten Teil des Anlasses Fakten präsentiert wurden, diskutierten im zweiten Teil Vertreter aus der Politik und Wirtschaft Probleme in der heimischen Wirtschaft.

Viele Pendler angestellt

Peter Beck führte weiter aus, dass 85 Prozent der Stellen, welche 2000 bis 2016 geschaffen wurden, mit Pendlern aus dem Ausland besetzt worden sind und dass 2007 erstmals mehr Zupendler in unserem Land erwerbstätig waren als Personen aus Liechtenstein. Auch der Vergleich der Erwerbstätigenquote mit der Schweiz erstaunte. Während im Jahr 2016 die Erwerbstätigenquote in Liechtenstein bei den Männern bei 81,2 Prozent lag (Frauen: 66,7 Prozent, Gesamtquote bei 73,9 Prozent), lag diese in der Schweiz bei 86,5 Pro­zent bei den Männern (77,5 Prozent bei den Frauen, Gesamtquote: 82 Prozent). Es wäre seitens der Politik zu prüfen, wie diese Quoten generell erhöht werden könnten. Es müsste auch untersucht werden, weshalb im Vergleich zu anderen europäischen Ländern massiv weniger Frauen berufstätig sind.

Negative Produktivität

Der Referent thematisierte auch die Anzahl der geringqualifizierten Personen im Land und sieht in dieser Personengruppe eine Herausforderung und eine Chance. 14,9 Prozent der Personen haben lediglich einen Abschluss der obligatorischen Schule als höchsten Abschluss. Auf die Gemeinde Ruggell bezogen sind dies ca. 300 Personen, was einem Anteil von 17,1 Prozent entspricht. Im Vergleich zur Schweiz, die eine Quote von 12,7 Prozent ausweist, liegt Liechtenstein recht hoch. Obwohl das Land Liechtenstein seit dem Jahr 2000 eine negative Produktivität aufweist, stieg das Bruttoinlandsprodukt stetig an. Der Grund liegt darin, dass Jahr für Jahr neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Der Grund für die Produktivitätsprobleme liegt im Strukturwandel innerhalb der Finanzdienstleistungen und der Industrie. Zum Schluss seiner Ausführungen zeigte Peter Beck auf, wie wichtig das «lebenslange Lernen» ist. Während hochqualifizierte Beschäftigte immer öfter gesucht sind (Kader, Management), werden die Stellenangebote unqualifizierter Berufe sinken.

Rare Fachkräfte

Bei der Podiumsdiskussion im zweiten Teil des Anlasses nahmen Daniel Risch (Wirtschaftsminister), Peter Eisenhut (Stiftungsratspräsident Zukunft.li), Michele Marinari (CEO Casino Admiral), Berno Ender (Ender Elektrik AG) und Wilfried Wohlwend (Wohlwend AG) sowie der Moderator Thomas Lorenz teil. In einem Punkt waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig: Es lassen sich aus dem Fürstentum Liechtenstein einfach kaum Fachkräfte akquirieren. Die Firmen seien deshalb gezwungen, auch im Ausland auf Personalsuche zu gehen. Hinzu komme, dass die Schweiz ihre Personenfreizügigkeit mit immer neuen Initiativen einschränke, was sich auch fatal auf den Wirtschaftsraum des Fürstentums Liechtenstein negativ auswirke. Daniel Risch betonte, dass man sehr gute Beziehungen zur Schweiz pflege und dass man, sobald dort der neue Wirtschaftsminister gewählt sei, mit diesem in Bern zusammensitzen müsse, um sich das nötige Gehör zu verschaffen.