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Presseartikel

 
Montag, 24. Aug 2015

Fundstücke aus der bäuerlichen Vergangenheit in Ruggell gezeigt

«Vo frühaner» Zumeist sind es schon die «alten Sachen» selbst, die beredtes Zeugnis von «alten Geschichten» eines Dorfes geben. So wie die rund 600 Fundstücke der Kulturgütersammlung Ruggell, zwischen denen am Freitag zum Rundgang geladen wurde.

«Mir hend so eppas no dahoam ka», schmunzelte eine der Rundgangsteilnehmerinnen, als Paul Büchel einen schweren fünfzackigen Kultivator vorführte, mit dem man früher die Gartenerde lockerte. «Denn heats aber an starka Ma zocha», erwiderte Paul Büchel lachend. In der Tat erinnern viele alte Gerätschaften in der Kulturgütersammlung Ruggell, die sich seit fünf Jahren in einer Halle an der Industriestrasse befinden, an eine gar nicht so lange vergangene Zeit, in der die Landwirtschaft noch mehr Muskelkraft und Schweiss verlangte. Und sie erzählen von einem einfachen und bescheidenen Leben, das sich heutige Generationen oft nicht mehr vorstellen können. Wie man früher im Riet «Tuarba» (Torf) gestochen hat, das getrocknet im Winter als Heizmaterial diente und als Zubrot zur Landwirtschaft bis nach Grabs und Gams verkauft wurde. Die diversen Leiterwagen und «Bschüttikarra», vor die man Rösser spannte, denen man zum Schutz gegen zu viele Pferdebremsen, die die Rösser scheu machten, einen «Bremakessel», gefüllt mit schlechten «Räba» und Leder, um den Hals hängte, um die lästigen Insekten zu verscheuchen. Heiligenbilder und «Noschter» en masse zeugen wiederum davon, dass die Menschen im Dorf Ruggell früher viel religiöser waren. Und diverse Gerätschaften des Schusters, des Küefers oder die Netze des letzten Berufsfischers Andreas Büchel zeugen von Handwerk, das es in der Gemeinde nicht mehr gibt.

Geschichte und Geschichten

Seit 1984 tragen Paul Büchel und Marzell Biedermann alte Gegenstände der Dorfgeschichte Ruggells zusammen, putzen, flicken, restaurieren und dokumentieren damit ein Stück Zeitgeschichte, das sonst allzu leicht dem Vergessen anheimfiele. Ein Teil der Sammlung ist aktuell und noch bis zum 5. November im dörflichen Museum «Küefer-Martis-Huus» im Rahmen der Ausstellung «Alti Geschechta und alti Sacha» ausgestellt. Passend dazu sind etliche «alti Geschechta», die von der 91-jährigen ehemaligen Bäuerin Martina Büchel zunächst händisch aufgezeichnet wurden, in Buchform erschienen. Und Martina Büchel liess es sich am Freitag nicht nehmen, zusammen mit einer Gruppe Interessierter am Rundgang durch die Kulturgütersammlung der Gemeinde teilzunehmen. Sammlungskurator Paul Büchel ist aber auch selbst ein wandelndes Geschichtsbuch der Dorfgeschichte und unter den Teilnehmern entwickelten sich durchaus lebhafte Gespräche über alte Erinnerungen und frühere Verhältnisse. Obwohl die Kulturgütersammlung der Gemeinde Ruggell nicht den Luxus besitzt, museal aufgearbeitet zu sein wie in der Nachbargemeinde Mauren, gibt es doch den einen oder anderen Austausch an Gegenständen, die zwischen den Sammlungen wandern, wie Sammlungskurator Paul Büchel beim Rundgang nicht zu erwähnen vergass. Die historischen Objekte, die oftmals bei Hausräumungen oder durch Schenkungen in der Sammlung landen – ob Getreidemühlen, Mostpressen, Pflüge, Eggen, Pferdegeschirre – stehen exemplarisch für die landwirtschaftliche Vergangenheit des Landes und sie laden zum Eintauchen in die Geschichte, wie sie am Freitag von den Besuchern des Rundgangs in der Kulturgütersammlung gerne genutzt wurde.