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Presseartikel

 
Donnerstag, 16. Jul 2015

«Gschechta, wia se d Nana verzellt»

?«Volksblatt»-Serie: 33 regionale Museen laden zum Sonntagsausflug – Heute: Küefer-Martis-Huus (Ruggell)

Zauberhaft In eine Zeit vor Handy und Computer, vor vollen Tischen und Designerklamotten in den Kleiderschränken will das Küefer-Martis-Huus Kinder an den «Reiziel»-Sonntagen entführen. Die 91-jährige Bäuerin Martina Büchel erzählt aus ihrer Kindheit und Hertha Glück steuert alte Märchengeschichten bei.

Die laufende Ausstellung «Alti Gschechta und alti Sacha» bildet den Rahmen fürs Eintauchen in die frühere bäuerliche Welt von Ruggell. Eine Welt, in der das Leben oft beschwerlich, mühsam und bescheiden, aber durchaus nicht unglücklich war. Eine Welt, in der sich die Menschen an kleinen Dingen freuten, Nachbarschaft zählte, in der die Kinder ihre Abenteuer nicht am PC-Bildschirm erlebten, sondern draussen in Wald und Flur beim Jägerlis-Spielen oder Hütten-Bauen. Etliche dieser Geschichten hat die 91-jährige Martina Büchel, die in Schellenberg aufwuchs und später in eine Bauernschaft in Ruggell einheiratete, fein säuberlich in Heften festgehalten, um sie für ihren Familien- und Bekanntenkreis zu hinterlassen. Doch Martina Büchels Enkelin Patricia, die selbst begeisterte Zuhörerin der Geschichten ihrer Nana war, begann vor einigen Jahren gemeinsam mit ihrer Schwester Stephanie Nanas handgeschriebene Texte abzutippen und zu einem Buch zu ordnen. Die befreundete Grafikerin Michèle Steffen übernahm das Layout des Buches «Nanas Gschechta», das in diesem Frühjahr herauskam und aus dem die Autorin Martina Büchel den Kindern an den «Reiseziel»-Sonntagen erzählt. Abwechselnd dazu lädt dann die Autorin Hertha Glück zur Märchenstunde, während sich Kinder, die schon Bewegungsdrang verspüren, beim Holzschuhlauf hinter dem Küefer-Martis-Huus messen oder in der Stube Geschichten zeichnen können.

Alte Sachen mit Geschichte

Derweil ist aber auch das ganze Haus mit alten Dingen bespielt, die Geschichten aus dem früheren Dorfleben erzählen. Neben Tafeln mit alten Dialektausdrücken sehen die Besucher, wie einst «Tüarka uszocha» wurden, wie das Schweineschlachten im Herbst zum Fest mit Blutwürsten wurde, wie der Süssmost gepresst, das Vieh auf die Alp getrieben wurde, mit welch einfachen Werkzeugen früher die Felder bewirtschaftet wurden. Erzählstationen mit Kopfhörern laden zum Zuhören ein, Erzähltafeln zum Mitlesen. Und Küefer-Martis-Huus-Leiter Johannes Inama freut sich auf zahlreiche kleine und grosse «Reiseziel»-Besucher an den beiden verbleibenden Aktionssonntagen. PS: Da erfährt man dann auch nebenbei, was ein «Boffert» einstmals war, warum man in den Schulklassen oft «Dolka» fand, was Kinder auf der Strasse beim «Röfla» machten, warum «Unschlig» wichtig und ein «Gutsbrot» was Feines war und was es in der Kirche mit dem «Gegreseischta» und dem «Noschter» auf sich hatte. Die Auflösungen zum Dialektwörterrätsel findet man in der Ausstellung im Küefer-Martis-Huus in Ruggell.

Die Aktion «Reiseziel Museum!» wird noch zwei Mal in insgesamt 33 Museen durchgeführt: Am Sonntag, den 2. August, und am Sonntag, den 6. September. Weitere Informationen unter­reisezielmuseum.vorarlbergmuseen.at.