Montag, 08. Jun 2015
Ein Fischer verschickt seine Seele
Theater Eine einzigartige Geschichte zog die Besucher des Küefer-Martis-Huus in Ruggell am vergangenen Freitagabend in ihren Bann. Diese handelte vom Abenteuer eines Fischers, der Liebe zur Meerjungfrau und dem Verhältnis zur eigenen Seele.
Hertha Glück steckte viel Gefühl in die Geschichte «Der Fischer und seine Seele». Ursprünglich stammt diese vom Schriftsteller Oscar Wilde, welche die Erzählerin frei präsentierte. Dabei erhielt sie zusätzlich Unterstützung vom begabten Musiker Robert Bernhard. Der Saxofonist begleitete das Stück mit improvisierten Musikeinlagen und entlockte seinem Instrument mit ungewöhnlichen Techniken spezielle Töne.
Unglücklich verliebt
Gleich zu Beginn verliebte sich der Fischer in eine Meerjungfrau. Um für immer mit ihr zusammen sein zu können, gab es einen Haken – seine Seele. Diese müsse er loswerden, denn das Wasservolk hätte keine Seele. Verzweifelt begab er sich nun auf die Suche, einen Weg zu finden, um diese Seele loszuwerden. Er war der Überzeugung, dass er diese nicht brauche, da er sie weder fassen noch sehen konnte.
Die Figuren erwachten durch die Erzählweise von Hertha Glück zum Leben und das Begehren des Fischers war deutlich spürbar. So war es auch mit der Freude des unglücklich Verliebten, als er endlich Hilfe bei einer jungen Hexe fand. Das beschriebene Ritual hörte sich erst ganz einfach an, entpuppte sich aber als gruselige Angelegenheit. Durch die Klänge des Saxofons lief einem ein Schauer über den Rücken. Parallel zu den musikalischen Tönen setzte Hertha Glück mit der Geschichte fort, denn nichts und niemand konnte den jungen Mann aufhalten – nicht einmal seine eigene Seele. Ihre einzige Bitte war, sein Herz mitzugeben, denn auf ihrer Reise gäbe es schreckliche Dinge. Doch um der Liebe willen gab der
Fischer dieses nicht her und begab sich in den See zu seiner Meerjungfrau.
Eine plötzliche Wende
Die darauffolgenden Jahre kehrte die Seele regelmässig zurück und machte dem Fischer verlockende Angebote, um wieder bei ihm zu sein. Als sie von einer orientalischen Tänzerin berichtete, willigte der Fischer ein. Begleitet vom Instrument von Robert Bernhard und den Schritten der Erzählerin begaben sie sich auf eine Reise. Plötzlich befahl die Seele dem Reisenden, schreckliche Dinge wie Raub und Totschlag auszuüben. Der Fischer konnte nicht anders, als ihr zu gehorchen. Die Stimme von Hertha Glück zitterte nun, da die Ausübung seiner Taten den Fischer selbst erschreckten. Die Seele erklärte ihm mit bestimmter Stimme, dass er sie ohne Herz in die grausame Welt hinausgeschickt hätte. Ohne Herz konnte sie dem Bösen nicht widerstehen. Um wieder wie früher mit der Seele vereint zu sein, musste er sie in sein Herz lassen. Dies war aber umhüllt voller Liebe und somit für die Seele unzugänglich. Plötzlich sah der Fischer seine Geliebte am Strand liegen. Sie war tot. Eine melancholische Melodie entsprang Robert Bernhards Instrument, welche bis zum Schluss anhielt. Das Herz des Trauernden zerbrach und öffnete sich so für die Seele. Hohe Wellen kamen auf, umfassten den Fischer und trugen ihn fort.