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Presseartikel

 
Dienstag, 17. Mär 2015

Nur wenige Frauen konnten Wähler von sich überzeugen

Verteilung Der Frauenanteil in den Gemeinderäten ist drastisch gesunken. Über die Gründe für diesen Rückgang können die Parteien derzeit nur spekulieren.

Zu Recht wird der Wahlsieg von Maria Kaiser-Eberle als «wichtiges Signal für die Frauen», wie es Regierungsrätin Aurelia Frick ausdrückte, gefeiert. Immerhin hat es die 55-Jährige in Ruggell als zweite Frau in der Geschichte Liechtensteins an die Gemeindespitze geschafft. Es bleibt abzuwarten, ob sie bei den nächs­ten Gemeindewahlen 2019 Frauen dazu inspiriert, sich in der Politik zu engagieren. Was nämlich für diese Amtsperiode feststeht: Der Frauenanteil in den Gemeinderäten ist verschwindend gering. Von den 104 zu besetzenden Sitzen haben es nur 18 Frauen in die Gemeinderäte (ohne Vorsteher) geschafft, das entspricht einem Anteil von 17,3 Prozent. Bei den Wahlen 2011 kamen die 29 weiblichen Gemeinderäte immerhin auf einen Anteil von 27,9 Prozent.

Frauen in Ruggell willkommen

Die Geschlechterverhältnisse variieren je nach Gemeinde jedoch nochmals deutlich. Ruggell etwa hat am Wahlsonntag nicht nur eine Vorreiterrolle eingenommen, was die Ernennung Kaiser-Eberles zur Vorsteherin angeht. Mit einem Frauenanteil von 37,5 Prozent ist die nördlichste Gemeinde Liechtensteins ebenfalls Spitzenreiter. Darauf folgen Mauren (30 Prozent), Gamprin und Vaduz (je 25 Prozent). Deutliches Schlusslicht bildet Triesenberg, wo es keine einzige der drei aufgestellten Kandidatinnen in den Gemeinderat geschafft hat.
«Grundsätzlich ist es traurig und stimmt mich nachdenklich, dass der Frauenanteil nochmals gesunken ist», kommentiert Pepo Frick, Co-präsident der Freien Liste (FL), die Entwicklung. Warum so wenig Frauen gewählt wurden, kann er sich nicht erklären. Er plädiert deshalb für eine Frauenquote: «Das wurde vor Jahren in den nordischen Staaten ebenfalls gemacht, bis diese nach einigen Jahren wieder aufgehoben wurde, da sie nicht mehr nötig war. Ausserdem haben wir ja auch Quoten für das Ober- und Unterland, warum also nicht eine für Frauen?»
Da dies Fricks Meinung nach aber ein Tabuthema in Liechtenstein darstellt, sollten die Parteien schon bei der Nomination von Kandidaten auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis achten. Der FL sei dies mit jeweils acht Männern und Frauen gelungen, «andere Parteien tun sich bereits beim Aufstellen schwer, Frauen zu rekrutieren», meint Pepo Frick.
Tatsächlich ist die FL die einzige Partei, in der beide Geschlechter gleich stark vertreten sind. Mit 27 Frauen bei 88 Kandidaten (30,7 Prozent) folgt darauf die FBP. Bei der VU sind es immerhin noch 22 Kandidatinnen bei insgesamt 74 Nominierten, während DU keine einzige Frau für die Wahl aufgestellt hat.
«Wir hatten drei Wunschkandidatinnen, die uns aber aus beruflichen und familiären Gründen abgesagt haben», verteidigt DU-Chef Harry Quaderer die rein männliche Kandidatentruppe. Diese Doppelbelas-tung könnte laut ihm auch ein Grund sein, warum sich weniger Frauen in der Politik engagieren als Männer. Die Partei habe sich mit dem Rekrutieren aber generell schwer getan. Viele hätten sich zwar interessiert gezeigt, schliesslich aber doch Hemmungen gehabt. «Wir werden bei den nächsten Wahlen ganz sicher Frauen aufstellen, an unserem Willen scheitert es nicht», versichert Quaderer dem «Volksblatt». Dass aber Frauen aus Antipathie weniger Stimmen bekommen, glaubt er nicht.

Schwierig zu rekrutieren

Wie schwer es ist, geeignete Kandidatinnen zu finden, weiss auch VU-Parteipräsident Jakob Büchel. «Der niedrige Frauenanteil ist natürlich schade, weil die Suche nach Kandidatinnen bereits schwierig war und sich somit künftig möglicherweise noch schwieriger gestalten wird», befürchtet Büchel. Die Parteien hätten in diese Richtung bereits sehr viel unternommen. «Es wird weiterhin nötig sein, dass sich die Parteien nach wie vor mit aller Kraft dem Ziel widmen, Frauen in der Politik zu fördern. Ich glaube, da gibt es nur einen Weg: Dranbleiben», unterstreicht der VU-Chef gegenüber dem «Volksblatt».
Warum dieses Mal so wenige Frauen gewählt wurden, darüber herrscht auch in der FBP Ratlosigkeit. «Das Ergebnis ist auch für uns sehr überraschend und aktuell haben wir keine Erklärung dafür. Intern werden wir uns in den kommenden Tagen und Wochen intensiv mit den Resultaten auseinandersetzen», erklärt FBP-Präsident Elfried Hasler gegenüber dem «Volksblatt». Die Rückmeldungen aus den einzelnen Ortsgruppen seien dafür neben dem verfügbaren Zahlenmaterial wesentlich. Über die genauen Gründe für die niedrige Frauenquote würden aber wohl die üblicherweise durchgeführten Nachwahlbefragungen Aufschluss geben. «Abschliessend kann ich nur unterstreichen, dass wir diesen Rückgang sehr bedauern. Die Politik ist nun gefordert, Wege zu finden, wie dieser Entwicklung aktiv entgegengetreten werden kann», fordert Hasler.
Dabei müssten sich die Liechtensteinerinnen nicht scheuen, sich einer Wahl zu stellen. Wenn auch dieses Jahr in der Gesamtbetrachtung wenig weibliche Mandate errungen wurden, gibt es auf der Frauenseite doch einige Erfolge zu verzeichnen. So etwa in Schellenberg, wo FBP-Kandidatin Andrea Kaiser-Kreuzer mit 239 Stimmen die meisten Wahlberechtigten auf ihre Seite gezogen und ihre männlichen Kollegen hinter sich gelassen hat. In Eschen holte Sylvia Pedrazzini für die FBP die meisten Stimmen (595), sie musste sich nur den männlichen Gegnern aus der VU geschlagen geben. Ganz zu schweigen von der frischgebackenen Ruggeller Vorsteherin. Vielleicht gesellen sich dazu 2019 ja noch einige andere Frauen an und um die Gemeindespitze.