Samstag, 23. Nov 2013
FL-Unterland als Verkehrspuffer für Feldkirch? – Petition gestartet
Stadttunnel Am symbolträchtigen Kreisel Bendern-Rheinbrücke wurde am Freitag die Unterschriftenaktion zu den Verkehrswirkungen des geplanten Feldkircher Stadttunnels gestartet.
Am Freitagnachmittag um 15.30 Uhr versteht man auf der Terrasse des Gasthauses Deutscher Rhein neben dem Schwibbogakreisel kaum sein eigenes Wort. Dabei hat um diese Zeit derdichte Verkehrsmix aus Lkws und Pkws, die sich hier aus Richtung Schaan, Eschen, Ruggell und der Schweiz kommend, rund um die Rheinbrücke nach Haag treffen, noch gar nicht den Höhepunkt der Dichte erreicht. Ein, zwei Stunden später wird hier wie jeden Tag der Feierabendstau herrschen. Stossverkehr, der Lärm und Abgase verursacht, und das ein gutes Stück in die Wohngebiete hinein.
Verkehrszunahme befürchtet
«Ich erlebe den Stau an der Kreuzung hier regelmässig», sagt Dagmar Gadow, Vizevorsteherin von Gamprin-Bendern und eine der Initiantinnen der Petition «Auswirkungen Stadttunnel Feldkirch auf Liechtenstein». Mit dieser Unterschriftenaktion, die in den kommenden Wochen möglichst viele Teile der Bevölkerung erreichen will, wird die Regierung eingeladen zu überprüfen, welche Verkehrs- und Umweltauswirkungen der geplante Stadttunnel Feldkirch auf das Liechtensteiner Unterland und speziell auf die jetzt schon vom Lkw- und Pkw-Verkehr stark belastete Achse Schaanwald-Nendeln-Eschen-Bendern hätte.
Alle bisher durchgeführten Studien zum Thema Letzetunnel bzw. Südumfahrung bzw. Stadttunnel Feldkirch (das Projekt wechselte in den vergangenen 20 Jahren mehrfach den Namen, jedoch kaum die Streckenführung) zeigen, dass eine höhere Durchlässigkeit für den Lkw-Transit- und den Pkw-Pendlerverkehr durch Feldkirch mehr Verkehr und damit mehr Luft- und Lärmbelastung ins Liechtensteiner Unterland bringen würde.
Schweiz nimmt Mehrverkehr nicht ab
Nicht nur das. Gerade der Lkw-Transit, der über das Hauptzollamt Tisis-Schaanwald fährt und die Route durch Nendeln und Eschen Richtung Rheinbrücke und Schweizer Autobahn nimmt, könnte künftig für noch mehr Stau sorgen, befürchtet die Gampriner Vizevorsteherin Dagmar Gadow. «Der letztjährige Schlussbericht zur Studie Optimierung der Rheinübergänge Werdenberg-Liechtenstein kommt zum Ergebnis, dass bei einer ungebremsten Fortsetzung des Entwicklungstrends der letzten Jahre die verbleibenden Verkehrskapazitäten in spätestens fünf bis zehn Jahren aufgebraucht sein werden. Da man jedoch nicht davon ausgehen kann, dass die Schweiz die A 13 ausbaut, könnte schon eine geringe Verkehrszunahme fürs Unterland dramatische Folgen haben: Rund um das Nadelöhr Rheinbrücke Bendern-Haag könnte sich der Verkehr noch weiter zurückstauen», befürchtet Gadow. Selbst mit dem Bau neuer Umfahrungsstrassen im Unterland könnte der Mehrverkehr, den der Stadttunnel Feldkirch nach bisherigen Prognosen generiert, nicht mehr bewältigt werden.
«Schmerzgrenze ist erreicht»
«Für die Bevölkerung ist die Schmerzgrenze beim Verkehrsaufkommen und der daraus resultierenden Umwelt- und Lärmbelastung bereits erreicht», sagt LGU-Geschäftsführerin Andrea Matt. «Wir wollen nicht noch mehr Verkehr, noch mehr Dreck und noch mehr Lärm.» Dass die Stadt Feldkirch sein Zentrum mit dem Bau eines Umfahrungstunnels entlasten will, ist für die LGU-Geschäftsführerin noch nicht das Problem. «Aber dass der zunehmende Verkehr dann zulasten der Region geht, ist nicht einzusehen.»
VCL-Präsident Georg Sele sieht nicht nur im Unterland zunehmende Verkehrsprobleme. Auch Schaan und Vaduz sind als wachsende Wirtschaftsstandorte für Pendler interessant. «17 Prozent der Einpendler in Vaduz stammen aus Vorarlberg. Wenn die bislang mit dem Auto zur Arbeit fuhren, muss man ihnen attraktive Alternativen bieten.» Für Georg Sele bedeutet das vor allem ein Ausbau des Bahnverkehrs. Ausgehend von der schon in Planung befindlichen S-Bahn FL.-A.-CH, die mit ihrer jetzigen ÖBB-Trasse über Tosters und Tisis nach Liechtenstein und weiter nach Buchs führt, sieht der VCL-Präsident eine zusätzliche Attraktivitätssteigerung im Bau einer Südeinfahrt Feldkirch für die Bahn. Statt auf der Strasse könnten Pendler aus Vorarlberg dann vom Bahnknotenpunkt Feldkirch ausgehend über das Reichenfeld und Tisis über die Grenze Schaanwald fahren. Damit gäbe es dann
neben dem Busverkehr eine weitere attraktive Umstiegsalternative für Pendler auf den öffentlichen Verkehr.
Vorarlberger Beton-Mentalität
Ob sich dieses Denken in Alternativen zum Ausbau des Strassenverkehrs in der Vorarlberger Verkehrsplanung jemals durchsetzt, ist für den FL-Abgeordneten Wolfgang Marxer fraglich. Punkto Stadttunnel ortet Marxer auf Vorarlberger Landesebene wie auf Ebene der Stadt Feldkirch die gleiche sture Festhaltepolitik, wie sie beim Vorgängerprojekt Letzetunnel gezeigt wurde. Im laufenden UVP-Verfahren zum Stadttunnel wurde Liechtenstein keine Parteienstellung eingeräumt. Das Projekt sei nicht zu stoppen, hiess es. Und während das im März grenzüberschreitend lancierte Postulat zum Tunnelprojekt in Liechtenstein zu einer ausführlichen Beantwortung durch die Regierung und im St. Galler Kantonsparlament zumindest zu einer einfachen Anfrage führte, wurde das Papier im Vorarlberger Landtag noch nicht einmal ignoriert.
«Land Vorarlberg und Stadt Feldkirch stellen sich punkto Tunnel einfach stur.»
Wolfgang Marxer
FL-Landtagsabgeordneter