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Presseartikel

 
Donnerstag, 18. Jul 2013

Thomas Zwiefelhofer: «Die Gefährdungsanalyse hat ergeben, dass in den Rheindämmen Schwachstellen vorhanden sind»

Gemeinsam Innenminis-ter Thomas Zwiefelhofer ist vom Sinn der Grossübung überzeugt. Diese stärke die Zusammenarbeit der beiden Nachbarn, denn bei grossen Katastrophen ist Liechtenstein auf die Hilfe von ausserhalb angewiesen.

«Volksblatt»: Was für einen Nutzen hat die Grossübung «Kombi 13» für das Land Liechtenstein?

Thomas Zwiefelhofer: Dies sind vor allem zwei Dinge. Erstens die Förderung der Zusammenarbeit mit den Rettungsorganisationen und der Schweizer Armee, was man eben nicht täglich üben kann. Denn eine Grossübung bringt neue Erfahrungen in der Kommunikation, was in einer Krisensituation sehr wichtig ist. Man sollte sich gegenseitig kennen, um koordiniert vorgehen zu können. Zweitens profitieren wir auch vor Ort mit gewissen Arbeiten, die von der Armee erledigt werden, und die einen bleibenden Nutzen haben, wie etwa die Dammsanierung oder verschiedene Brückenbau-Projekte.

Kam es auch zu grösseren Schäden in der Gemeinde Ruggell?

Wegen des schönen Wetters zum Glück nicht. Denn wenn Raupenbagger oder schwere Fahrzeuge unterwegs sind, und es nass und regnerisch wäre, gäbe es schnell Probleme mit sogenannten Landschäden, das ist aber nicht der Fall. Dass aber hier und dort einmal ein Pfosten angefahren wird und irgendwo eine Pflanze «etwas gespürt hat», damit muss Ruggell leben, aber das ist bei jeder Feuerwehrübung nicht anders.

Was kostet so ein Grosseinsatz?

Wir können mindestens eine Nullkostenrechnung vorweisen, wenn nicht sogar Profit gemacht wird – gerade aufgrund der langfristigen Arbeiten, wie etwa den errichteten Brücken, die man sonst auf eigene Kosten sanieren müsste. Gewisse Kosten sind aber vorhanden, so beteiligen wir uns etwa an der Verpflegung der Armee. Ansonsten ist deren Einsatz jedoch kostenlos. An dieser Stelle möchte ich auch meine Dankbarkeit ausdrücken, dass die Schweizer Armee hier ihre Übung abhält, ohne dass sie eine grosse Rechnung stellen wird.

Wer ist aus Liechtenstein involviert?

Auf der einen Seite verschiedene Behörden, vor allem das Amt für Bevölkerungsschutz und das Tiefbauamt; auf der anderen Seite sind praktisch alle Rettungsorganisationen im Einsatz: von der Feuerwehr, über die Landespolizei und Zivilschutz-Einheiten bis zu Sanitätern. Also praktisch alle, die bei einer Katastrophe auch zum Einsatz kommen würden.

Wie hat die Bevölkerung bis jetzt reagiert?

Ich habe bis jetzt nur Positives gehört. Bei einem Rapport beispielsweise hat einer der Offiziere erwähnt, dass ihn jemand angesprochen habe, der es schön fand, beim Aufwachen eine «gehörige Motorsäge» zu hören: Hier werde also richtig gearbeitet. Den Liechtensteinern ist der Wert der stattfindenden Übung bewusst, damit im Ernstfall die Zusammenarbeit dann auch gut klappt.

Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit der Armee erlebt?

Sie war hervorragend. Das Schweizer Militär ist professionell aufgetreten und war in den Entscheidungen schnell und flexibel. Ebenso hat sie unsere Wünsche, bezüglich Standor te der Einsatzplätze etc., befürwortet und war auch bereit, die Luftwaffe für die Dammsanierung und -stabilisierung zum Einsatz zu bringen. Ich kann nichts nennen, bei dem sich die Armee negativ gezeigt hätte.

Weshalb die Übung? Sind unsere Dämme nicht mehr sicher?

Die Dämme sind etwa 100 Jahre alt. Zu der Zeit, als diese gebaut wurden, hatte man noch nicht die Ingenieurskenntnisse von heute. Man hat nun im Rahmen einer Gefährdungsanalyse unsere Rheindämme begutachtet und fand heraus, dass gewisse Schwachstellen vorhanden sind. Es gibt durchaus Szenarien, bei denen die Dämme überfordert wären, da sollte man sich keine Illusionen machen – so etwa bei einem gewaltigen Hochwasser, das statistisch alle 300 Jahre stattfinden soll. Aber natürlich gehen wir alle davon aus, dass so ein Ereignis nicht gerade nächste Woche stattfinden wird. Auf diese Gefahrensituation sollte man sich aber vorbereiten.

Deshalb gibt es ja auch ein Hilfe-Abkommen mit unserem Nachbar?

Ja. Wir haben das Recht, die Schweiz um Hilfe zu bitten. Bei einer grossen Katastrophe wäre Liechtenstein aber sicherlich nicht die einzige Region, die Hilfe von der Armee bekommen würde. Die Situation wird es dann zeigen, wie viel Einsatzkräfte uns zugewiesen werden. Wir hoffen bei einem solchen prekären Fall aber auf eine Gleichbehandlung mit den anderen Kantonen.