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Presseartikel

 
Donnerstag, 04. Jul 2013

Schweizer Armee wird ohne Kriegserklärung einmarschieren

Notfallplanung Vom 16. bis 18. Juli findet eine grosse Katastrophenschutz-Übung in Ruggell und Umgebung statt. Liechtensteiner Einsatzkräfte werden zusammen mit der Schweizer Armee ein Hochwasser-Szenario zu bewältigen haben.

Bitte nicht das Gewehr aus dem Schuppen holen, wenn das Katastrophenhilfebataillon 4 mit rund 1000 Soldaten, grossen Lastwagen, sonstigem schweren Gerät und unterstützt von Helikoptern die Rheinbrücke überquert und in Ruggell einmarschiert. Es handelt sich nicht um eine Invasion, sondern um die militärisch-zivile Einsatzübung «Kombi 13». Die Feuerwehren Ruggell und Gamprin sowie die Landespolizei unterstützen das Schweizer Militär dabei tatkräftig. Aber auch die restliche Infrastruktur der Gemeinde wird mobilisiert: So sind Werkhof, Forstbetrieb, Rheinkommission und Wasserversorgung im Einsatz.

Innenminister Thomas Zwiefelhofer ist zwar von den heimischen Zivilschützern überzeugt, wie er in der gestrigen Pressekonferenz erklärte: «Ich konnte mir beim Brand in Triesen ein gutes Bild von den Einsatzkräften machen. Die Feuerwehr verhinderte durch ihren professionellen Dienst Schlimmeres, und die Polizei zeichnete sich durch schnelle Brandaufklärung aus.» Bei grossen Unglücksereignissen stosse Liechtenstein aber an seine Grenzen: «Dann sind wir als Kleinstaat auf fremde Hilfe angewiesen. Zuletzt im Jahr 1927 bei der Rheinhochwasserkatastrophe, als die Nachbarländer uns tatkräftig unterstützt haben. Dies ist zwischenzeitlich in einem Abkommen zwischen der Schweiz und Liechtenstein institutionalisiert worden.» Eben dieses zu testen, sei Primärziel von «Kombi 13», denn: Übung macht den Meister.

«In der Krise Köpfe kennen»

Projektleiter Oberstleutnant Daniel Reimann ist insbesondere die Zusammenarbeit mit den zivilen Kräften im Land wichtig, dies sei auch Hauptgrund der Übung. Es gehe nicht darum, die Soldaten auf ihr Können zu testen und zu beweihräuchern, sondern den Schaden im Zusammenspiel mit lokalen Behörden zu bewältigen – ganz nach dem Motto: «In der Krise Köpfe kennen». Er sagt treffend: «Bevor Ruggell in einer Notsituation von Militärkräften überschwemmt wird, ist Koordination erfolgsentscheidend – vor allem mit dem Landesführungsstab.» Das Batallion und seine Führung sei bestens motiviert und freue sich schon auf den interessanten Einsatz. So hofft Reimann auf Verständnis, wenn es wegen des grossen Aufgebots zu Auflagen kommen kann.

«Eine Flucht ist nicht möglich»

Es ist kein Zufall, dass die nördlichste Gemeinde als Übungsgelände ausgewählt wurde. «Aufgrund der flachen Topografie haben wir keine Möglichkeiten, die Bevölkerung in eine Hanglage umzuquartieren. Eine Flucht ist also nicht möglich. Unsere Gemeinde wäre von einem Hochwasser besonders betroffen», betont Vorsteher Ernst Büchel. «Es werden in Zusammenarbeit mit dem Amt für Bevölkerungsschutz Einsatzplätze vorbereitet, an denen realitätsnah Übungen durchgeführt werden können, wie etwa zur Standfestigkeit der Rheindämme. Nachhaltigkeit ist uns dabei wichtig.» So werde das Militär etwa den Letta-steg, dessen Zustand sowieso sanierungsbedürftig sei, im Rahmen des Einsatzes in einer Blitzaktion erneuern und weitere Bauten errichten. Büchel möchte die Bevölkerung aufrufen, das Militär willkommen zu heissen und sich am 17. Juli ein Bild der Hochwasser-Übung zu machen – es werden auch organisierte Führungen einiger Schadensplätze durchgeführt.