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Presseartikel

 
Mittwoch, 13. Jun 2012

Ruggell

Fritz Baum †

Erschöpft von einer schweren Krankheit, ist vergangenen Samstagabend, zwei Tage vor seinem 87. Geburtstag, unser Mitbürger Fritz Baum friedlich entschlafen. Der Verstorbene hinterlässt seine Ehefrau, drei Kinder und Enkelkinder sowie einen Bruder. Ihnen gilt unsere herzliche Anteilnahme.Mit Fritz Baum ist einer der letzten lebenden Zeugen der nationalsozialistischen Bedrohung Liechtensteins in den Dreissiger- und Vierzigerjahren des letzten Jahrhunderts von uns gegangen. Fritz war 13 Jahre alt, als er mit seinen Eltern, Erna und Leopold Baum, sowie seinem älteren Bruder Heinz 1938 als Flüchtlingskind in Liechtenstein ankam. Die Familie kam aus dem badischen Offenburg nach Liechtenstein, um der Judenverfolgung zu entgehen. Weitere Familienangehörige schafften die Flucht nicht. Mindestens zwei von ihnen wurden in Ausschwitz ermordet.Vater Leopold gründete die Weberei Eschen AG, Schaan, in die Fritz nach seinem Realschulbesuch in Eschen eintrat und die er an der Seite seines Bruders Heinz erfolgreich weiter ausbaute. 1985 wurde das Unternehmen wegen mangelnder Nachfolge eingestellt, die Immobilien an die Gemeinde Schaan verkauft. Fritz und sein Bruder Heinz erlebten eine verhältnismässig unbeschwerte Jugend in Liechtenstein, das ihnen bald zur neuen Heimat wurde. Abgesehen von öffentlichen Beschimpfungen als «Dreckjuden» durch liechtensteinische Nazis (Peter Geiger, Kriegszeit, Band 1) und abgesehen davon, dass sie – weil jüdischer Herkunft – damals auch nicht ordentliche Mitglieder der Pfadfinder werden konnten, überstanden sie die Kriegszeit bis 1945 ohne grössere Probleme.Als in Jerusalem (1953) die inzwischen weltweit berühmte Gedenkstätte für nationalsozialistische Judenverfolgung, Yad Vashem, gegründet wurde, gehörte Fritz Baum zu den Förderern der ersten Stunde. Mit seinem Engagement war stets auch der Name Liechtensteins verbunden, wo immer er in Israel auftauchte. Auch nach dem Sechstagekrieg (1967) gehörte Fritz Baum, zusammen mit dem damaligen «Volksblatt»-Chefredaktor Walter-Bruno Wohlwend zu den Initianten für den Bau eines Kinderheims, das die «Bevölkerung Liechtensteins» nach einer erfolgreichen Geldsammlung im März 1968 dem nordisraelischen Kibbuz Magal übergeben konnte. Der offiziellen Einweihung in Israel wohnten Prinz Emanuel von Liechtenstein, Chefredaktor W.?B. Wohlwend und Erwin Wachter, der spätere, erste Schatzmeister des Int. Liechtensteiner Presseclubs (LPC) bei.Dank seinem wichtigsten Steckenpferd, dem Fotografieren, hinterlässt Fritz Baum ungezählte Bilddokumente, die – soweit es nicht schon geschehen ist – eine würdige und bleibende Aufbewahrungsstätte im Landesarchiv finden werden. Sein persönliches Hobby brachte Fritz Baum über Jahre ein Engagement bei der internationalen Fotoagentur Keystone ein, die im Laufe der Jahrzehnte manche Liechtenstein-Aktualität in Wort und Bild in ihren Dienst aufnahm. So erklären sich auch die Nähe des nun Heimgegangenen zum Medienwesen im Land und in der Welt und seine frühe Mitgliedschaft im LPC. Ehre seinem Andenken.