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Presseartikel

 
Donnerstag, 28. Apr 2011

Ruggell

Anna Büchel-Öhri †

Als erstes Kind des Johann und der Ida Öhri-Frommelt wurde Anna am 8. September 1917 in Ruggell geboren. 14 Monate später folgte ihre Schwester Berta. Als diese 14 Tage alt war, starb der Vater im Alter von erst 36 Jahren. Die junge Witwe hatte es nicht leicht. Denn damals gab es weder Witwen- noch Waisenrenten. Mit einer kleinen Landwirtschaft verdiente die Mutter den Unterhalt der Familie. Später übernahm sie den Stoffladen ihrer Schwester Barbara. Damit konnte sie das Familieneinkommen aufbessern. 1940 baute die Mutter das neue Haus an der Nellengasse und konnte somit das Geschäft vergrössern.Anna besuchte in Ruggell die Volksschule. Sie wäre gern Schneiderin geworden und erhielt auch eine Lehrstelle, die sie aber nicht antreten konnte, weil die Mutter das Kostgeld nicht aufbringen konnte. So musste sie im Sommer zu Hause mithelfen. Im Winter arbeitete sie in verschiedenen Haushalten im Oberland. Sie hatte auch die Gelegenheit, in Zams einen Winter lang die Haushaltschule zu besuchen. Während vier Jahren führte sie einen Haushalt in Chur und betreute zwei Kinder.Am 29. Juli 1943 schloss Anna mit dem Ruggeller Willi Büchel in der Pfarrkirche Ruggell den Bund fürs Leben. Mit «Mangs Willi» wohnte sie bei ihrer Mutter, der «Lada-Ida». Drei Mädchen und zwei Buben wurden der Familie geschenkt. Als die Familie vollständig war, zog sie in das alte Haus Nr. 48 um, wo sie bis zum Bau des neuen Hauses 1962 wohnte.Im Herbst 1958 erkrankte Willi schwer. Anna pflegte ihn zuerst drei Monate lang zu Hause. Dann folgte ein halbjähriger Sanatoriumsaufenthalt in Davos. Es war nicht nur für Willi eine schwere Zeit. Die ganze Familie musste hart arbeiten, denn den Landwirtschaftsbetrieb konnte man nicht einfach stilllegen. Die Krankheit von Willi hat gezeigt, was eine Familie kann, wenn alle mithelfen. Nach seiner Genesung führte Willi den Landwirtschaftsbetrieb bis Anfang der 1990er-Jahre weiter, so dass Anna die Arbeit nie ausging.Bis zum Alter von 83 Jahren betreute Anna ihren Haushalt ohne fremde Hilfe. Sie pflegte einen grossen Garten. Doch dann veränderte eine Oberschenkelhalsfraktur ihr Leben. Sie war fortan auf Hilfe angewiesen.Auf ihre kleinen Reisen musste sie verzichten. Dafür hatte sie viel Freude an ihren neun Enkeln und den Urenkeln Mario, Joel, Alexander und Noemi. Sie interessierte sich am Zeitgeschehen und genoss den Kontakt zu den Mitmenschen. Das Fest der goldenen und besonders der diamantenen Hochzeit waren Höhepunkte in ihrem Leben.Den 90. Geburtstag konnte Anna noch zu Hause feiern. Weil bei Willi die Kräfte nachliessen, zogen sie im Herbst 2007 ins Haus St. Martin in Eschen, wo Willi kurz vor Weihnachten 2007 starb. Anna fühlte sich wohl im Altersheim. Sie schätzte die gute Pflege und freute sich über jeden Besuch. Viel Zeit verbrachte sie mit Stricken und versorgte die ganze Familie mit neuen Socken. Nach einem erfüllten Leben ist Anna am 1. März friedlich für immer eingeschlafen. Sie ruhe in Frieden.