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Presseartikel

 
Freitag, 28. Okt 2022

Inama: «Ein klares Zeichen, dass ich mich hier wohlfühle in der Arbeit»

Geburtstag 20 Jahre sind ein Grund zum Feiern. Im Vorfeld des Festanlasses von heute Abend hat sich das «Volksblatt» mit dem Leiter des Küefer-Martis-Huus, Johannes Inama, für ein Gespräch getroffen.

«Volksblatt»: Herr Inama, wenn man vom Küefer-Martis-Huus spricht, spricht man automatisch auch von Ihnen. Sind Sie eigentlich auch der Mann der ersten Stunde?

Johannes Inama: Nein, ich bin erst im dritten Jahr nach der Eröffnung dazugestossen. Der erste Leiter war Walter Nobel, er hat den Aufbau geleitet und die ersten zwei Jahre das Haus geführt. Dann bin ich 2004 ins Küefer-Martis-Huus gekommen.

Was waren damals, also vor rund 18 Jahren, die Beweggründe, dass Sie sich für die Leitung des Kulturzentrums beworben haben?

Das war Zufall. Ich wurde von Samy Bill, der hier als Berater tätig war, auf die freie Stelle hingewiesen. Ich kannte ihn vom Jüdischen Museum in Hohenems, wo er uns auch beraten hatte. Dort habe ich nach 10 Jahren gekündigt und ich wollte eine neue Herausforderung annehmen, wollte mich selbstständig machen. Ich war dann froh, diese 50-Prozent-Stelle als fixes Standbein zu haben.

Und haben Sie dies auch schon einmal bereut?

Nein, im Gegenteil. Ich kann mich noch gut an das Einstellungsgespräch erinnern, da hat der damalige Vorsteher Jakob Büchel kaum glauben wollen, dass ich überhaupt fünf Jahre die Leitung machen würde. Er hat mehrfach nachgefragt und jetzt bin ich doch seit 18 Jahren da. Also von bereuen kann keine Rede sein, das ist ein klares Zeichen, dass ich mich hier wohlfühle in der Arbeit.

Aber Sie wissen sicher, was die Gründe für den Aufbau des Ruggeller Kulturzentrums waren ...

Das habe ich am Rande mitgekriegt. Es war damals eine Herausforderung und ein Wagnis zugleich, aber auch eine Entscheidung mit Weitblick. Die Gemeinde konnte das Haus erwerben und hatte eine Kommission eingesetzt, um herauszufinden, wie man es sinnvollerweise nutzen könnte. Es sollte ein Haus der Begegnung mit musealem Charakter werden. Es sollte ein Treffpunkt für die Einwohner in der Gemeinde sein, aber auch überregional ausstrahlen. Das Gebäude wurde renoviert zu einem Juwel und hat die Wünsche vollends erfüllt, bis heute.
Zudem war Ruggell mit diesem Haus eine der ersten Gemeinden im Land, die sich ein Kulturhaus in dieser Form geleistet hat. Es hat beispielgebend gewirkt. So sind etwa in den Folgejahren die heutigen Verantwortlichen im Alten Pfarrhof Balzers und Gasometer Triesen – Markus Burgmeier und Petra Büchel – vorbeigekommen, um den Aufbau ihrer Institutionen am Beispiel unseres Hauses auszurichten.

In 20 Jahren verändert sich vieles. Wie ist es dem Küefer-Martis-Huus in dieser Zeit ergangen?

Es war immer eine Gratwanderung. Einerseits die Interessen der Ruggellerinnen und Ruggeller zu treffen, die es als Treffpunkt nutzen sollten. Andererseits war es mein Bedürfnis und meine Herausforderung, Ausstellungen zu machen, die über die Gemeindegrenzen hinaus wahrgenommen werden. Wir decken mit dem Programm hier alles ab. Auch finanziell war das Haus in der Diskussion, Vorsteher Jakob Büchel hat aber gesagt, 100 Franken pro Einwohner muss uns die Kultur wert sein, beim Sport wird da auch nicht diskutiert. Nach der Finanzkrise 2008 musste man überall sparen und da wurde auch das Haus infrage gestellt, die Kultur leidet da leider am schnellsten. Ich denke, dass das Küefer-Martis-Huus heute allgemein sehr geschätzt und kaum infrage gestellt wird. Und nach der Zäsur durch Corona kommen auch wieder vermehrt Leute zu den Veranstaltungen.

Wurde am Konzept des Hauses etwas geändert?

Es ist immer noch das Konzept für ein Haus der Begegnung mit musealem Charakter. Manchmal ist es eher ein Museum, dann wieder mehr ein Begegnungsort. Der Schwerpunkt wechselt je nach Ausstellungsprojekt immer wieder, aber grundsätzlich orientieren wir uns immer noch am Grundgedanken. Für das Dorf und das Haus ist es, glaube ich, auch das Passende.

Sie haben viele Veranstaltungen im Haus betreut und organisiert. Ist Ihnen eine in besonderer Erinnerung geblieben?

Es gibt wirklich viele Projekte, die nach wie vor stark in Erinnerung und wertvoll für meine Museums- und Kulturerfahrung sind. Eine der eindrücklichsten Ausstellungen war «Zuflucht auf Raten» zur Geschichte der Juden in Liechtenstein. Das war ein sehr spannendes, wertvolles und herausforderndes Projekt, das viele Kontakte auch über die Veranstaltungen ergeben hat und sicher zum Renommee des Hauses stark beitrug. Ich erinnere mich gerne daran, auch an die Zusammenarbeit mit Hanno Loewy vom Jüdischen Museum Hohenems und dem Initianten Fritz Baum. Auch die Ausstellung «Was einst Sünde war» zum Wandel der Moralvorstellung in der Region oder das Projekt «was bleibt?» mit jungen Ruggeller Künstlern, die mit Bauvisieren auf dem Grundstück provoziert haben. Oder die Ausstellung «Verdingkinder». Es sind mir eher die Veranstaltungen in Erinnerung, die ungewöhnlich oder irritierend waren. Und es waren viele.

Hatte das Küefer-Martis-Huus in dieser Zeit auch einmal seinen kleinen Skandal?

Ja, es gab da einmal eine schwierige Situation. In einer meiner ersten Ausstellungen mit Fotografien von Fritz Baum hielt der verstorbene Walter B. Wohlwend die Eröffnungsrede, die in der Zeit der Verfassungsdiskussion auf sehr viel Unverständnis gestossen ist. Ich habe das damals gar nicht so mitbekommen als Nicht-Liechtensteiner, doch es ist eine heftige Debatte darüber gefolgt.

Noch läuft die grosse Wald-Ausstellung. Wie geht es im Programm weiter?

Bis Ende Jahr gibt es noch ein Begleitprogramm zu «Durchforsten. Auf der Suche nach dem idealen Wald». Im nächsten Jahr starten wir dann mit dem Künstlerehepaar Monika und Johannes Ludescher in den Ausstellungsbetrieb. Und in Kooperation mit dem Domus in Schaan wird es ab April eine grosse Ausstellung zum Thema Bienen geben, zu der wir gemeinsam ein Begleitprogramm zusammenstellen, das das spannende Thema von allen Seiten beleuchten wird.

Gibt es etwas, das Sie unbedingt noch machen wollen im Kulturzentrum?

Themen gäbe es da schon noch ein paar. Aber was mich vor allem reizt, ist, vermehrt wieder die Jugend an und in die Kultur zu bringen. Da dürfen es gerne auch schrägere Angebote sein (grinst). Ich finde es spannend, was da an kreativen Ideen kommt. Und gemeinsam mit Gertrud Kohli bereiten wir noch eine grosse Retrospektive zum Schaffen der Ruggeller Künstlerin vor.

Das Geburtstagsfest steht heute Abend an. Was wird ausser den 20 Jahren Küefer-Martis-Huus noch gefeiert?

Es soll vor allem das gemeinsame Feiern mit jenen Menschen im Mittelpunkt stehen, die dieses Haus in den vergangenen Jahren durch ihre Mitarbeit, durch Veranstaltungen und Projekte mitgeprägt und bereichert haben. Ich freue mich auf den Austausch und die Erinnerungen, aber auch auf den Elan, den wir von den Begegnungen in unsere Arbeit für die zukünftigen Jahre mitnehmen können. Es soll ja weitergehen, ein Begegnungsort bleiben und das hoffentlich noch mehr als 20 Jahre.